Aus der netten Hütte des Alpine Club, in der wir leider trotzdem nicht gut geschlafen haben weil die Klimaanlage unglaublich laut kalte Luft in Orkanstärke durch das Zimmer fegte, brechen wir morgens bei strahlendem Sonnenschein auf. Nach einem obligatorischen Zwischenstopp in Calgary Downtown in einem Outlet (inklusive NHL-Store, yeah!) fahren wir schnurstracks Richtung Süden. Die Landschaft wird merklich flacher und die Berge verschwinden langsam aber sicher am Horizont. Stattdessen fahren wir durch endlose Prärie, kein Wunder das es hier mit die größten Bisonherden Nordamerikas gab. Endlos reihen sich die Felder aneinander, unterbrochen nur von einzelnen kleinen Örtchen im Nirgendwo. Irgendwie gefällt ir die Landschaft extrem gut aber unser Zeitplan lässt uns keinen Spielraum da wir definitv noch in den Glacier N.P. wollen. Am späten Nachmittag sind wir dann in Waterton Lakes, in jenem See wo der CDT aufhört oder anfängt, je nachdem in welche Richtung man unterwegs ist. Der Campground dort ist allerdings sehr windig und auch voll, so das wir ein Stück zurück zum Waterton Springs Campground fahren. Wir bekommen einen schönen, stillen Stellplatz zugewiesen und geniessen den sternenklaren Nachthimmel. Am nächsten Morgen geht es dann rüber in die USA, die Grenzbeamten sind bestimmt aber halbwegs freundlich. Nach einer Befragung im Auto müssen wir dann noch ins Büro und Fingerabdrücke und Fotos über uns ergehen lassen… und weitere Fragen… und noch eine Gebühr bezahlen. Dann kann es aber endlich weitergehen und wir cruisen ein gutes Stück durch Montana bis zum Lake Sherburne um dort den Swiftcurrent Pass Trail zu laufen, ein winziger Teil des CDT! Das Wetter dort ist wunderbar und auch sonst sind wir guter Laune, Montana ist einfach grandios von der Landschaft her. Wir überqueren den Parkplatz und gehen über eine kleine Holzbrücke als keine drei Meter vor uns etwas gemächlich über den Weg trottet. Zunächst denke ich es ist ein Bär, aber es stellt sich als Elchbulle heraus! Das Tier ist riesig! Leider ist das Gebüsch so dicht, das man ihn schon nach einigen Sekunden im dichten Unterholz kaum ausmachen kann…hören kann man ihn aber sehr wohl noch. Nach einigen Minuten geht es weiter… eine Menge Wanderer kommen uns entgegen, nicht ganz ungewöhnlich, da wir Wochenende haben und entlang des Weges einige Wasserfälle und Seen liegen. Die Wasserfälle lassen wir aber zunächst links liegen und als wir beim ersten See ankommen sind wir bereits ganz alleine. Die Tagestouristen wagen sich nie weiter als 1-3 km von ihrem Auto weg! 😉 Nach dem zweiten See und zwei Flussüberquerungen per Hängebrücke geht es steil zum Swiftcurrent Pass hoch. Die Sonne brennt, keine Wolke am Himmel und die Landschaft erstrahlt in den verrücktesten Farben. Links oberhalb einer Felswand erstreckt sich ein riesiger Gletscher und Dutzende von Wasserfällen rauschen ins Tal, rechts der steile Aufstieg mit wahnsinnigen Blicken Richtung Many Glacier. Wir begegnen einigen Tageswanderern welche ohne Gepäck bergab unterwegs sind. Sie haben bei einer Cabin weiter oben übernachtet und gehen jetzt ohne Gepäck lediglich die 10-12 km bergab nach Many Glacier. Immer an der Bergflanke entlang geht es stetig, aber immer sanfter nach oben. Die Bäume lichten sich langsam und man erreicht nach einigen Kilometern ein Hochplateau. Hier gibt es noch einige große Schneefelder… starker Wind kommt auf und so achten wir noch mehr darauf keinen Bären zu erschrecken welcher uns hier oben aufgrund dessen evtl. nicht hören und riechen kann. Die Idee war nicht schlecht denn als wir in eine leichte Senke gehen sieht Anne schräg vorraus auf einer Wiese einen sich bewegendes braunes Knäuel. Wir bleiben stehen und sehen ca. 50 Meter entfernt eine Grizzlybärin mit ihrem Jungen. Sie dreht sich immer wieder prüfend zu uns um und geht unbeirrt Richtung eines kleinen Wäldchens. Wir bleiben solange stehen bis sie verschwunden sind und gehen dann weiter, darauf achtend stets genug Lärm zu machen, da der Weg der Bärin unseren Pfad kreuzt. Einige hundert Meter weiter öffnet sich die Landschaft und man hat einen tollen Ausblick auf die Rockies und die besagte Cabin. Nach einer kurzen Snackpause gehen wir den gleichen Weg zurück den wir gekommen sind. Auf dem Abstieg treffen wir keine Wanderer mehr, da es schon spät am Nachmittag ist. In dem kleinen Laden am Kiosk kaufen wir uns noch schnell ein hopfiges Kaltgetränk 😉 und machen uns an die Rückfahrt nach Kanada. Die Grenzbeamtin ist tiefenentspannt und winkt uns mehr oder weniger einfach durch. Auf dem Campground werden wir von einem Pärchen begrüsst welche felsenfest der Überzeugung sind wir stehen auf ihrem seit Wochen reservierten Camping Spot. Wir erklären ihnen das wir genau diesen Platz zugewiesen bekommen haben, welcher zugegebenermaßen wirklich echt schön ist. Sie begnügen sich mit einem nicht so tollen Platz einige Meter entfernt. Am nächsten Morgen werden wir von einem heftigen Gewitter geweckt, als Hagel und Regen aufs Zelt prasselt und es unheilverkündend donnert. Der Spuk ist jedoch nach einigen Minuten schon wieder vorbei und die Sonne kommt heraus. Als wir gepackt haben und erneut Richtung USA los fahren fällt mir hinter einem Busch ein Schild auf mit einer Stellplatznummer. Naja was soll ich sagen, wir hatten wohl doch unrecht und dem Pärchen ihren seit Monaten reservierten Stellplatz geklaut….ooooops. 🙂 Erneut geht es zum Grenzübertritt am Chief Mountain und erneut fragt uns der gleiche Beamte wie gestern die gleichen Fragen wie gestern. Naja alles ehrlich berichtet und ab Richtung Going-To-The-Sun-Road, einer sehr bekannten Strasse in Nordamerika mit imposanten Ausblicken auf die Rockies. Wir halten bei einem der Aussichtspunkte und wollen eine kleine Wanderung auf dem CDT machen, allerdings sind hier auf der Road Horden von Touristen unterwegs und so fahren wir schließlich doch weiter. Nachdem wir die Going-To-The-Sun-Road hinter uns gelassen haben, fahren wir noch weitere 500km zunächst durch das ländliche Montana und schließlich durch die südlichsten Gebiete Kanadas Richtung Westen. Tagsdrauf fahren wir durch das Okanagan Valley und ich traue meinen Augen kaum. Hier sieht es aus wie in Spanien! Trockenes Land, europäisch anmutende Bungalows, Palmen, Jetski, Weingebiete und Co. Ein sehr krasser Gegensatz zu den feuchten nördlichen Regenwäldern plötzlich hier am wärmsten Ort Kanadas zu sein. Überall gibt es frisches Obst an der Strasse zu kaufen und so habe ich nach gefühlt zwei Kilo Kirschen bei unserer Ankunft abends am Lake Christine eine kleine Magenverstimmung. Nach einer Nacht im hiesigen Motel geht es weiter nach Manning Park. Der Gedanke zum Monument zu wandern kreiste schon einige Zeit in meinen Gedanken und so starten wir um ca. 15:30 Uhr tatsächlich vom Highway hinter dem Resort unsere Wanderung zum PCT Monument. Viele Erinnerungen an meinen letzten Tag auf dem PCT kommen hoch und die Zeit vergeht wie im Fluge. An das dichte Gebüsch runter zum Monument kann ich mich zwar noch erinnern, trotzdem ist der Weg beschwerlicher als gedacht. Auf dem Campground in Nähe des Monuments sind einige Camper um ein Lagerfeuer versammelt, wir grüßen brav und stehen wenig später auf der Lichtung welche die Grenze markiert. Schnell ein paar Fotos gemacht, das Register durchgelesen, die mitgebrachte Dose Bier getrunken und schon geht es zurück den Berg hoch. Unter anderem auch aufgrund der unglaublichen Schwärme an Moskitos! Als wir schließlich nach einer guten Weile beim Abzweig zum Frosty Mountain vorbeikommen machen wir im schwächer werdenden Licht eine letzte Pause. Als wir aufstehen hat Anne einen stechenden Schmerz im Knöchel und kann kaum noch laufen. Ausgerechnet jetzt geht es auch noch bis zum Resort steil bergab! Wir kommen nicht schnell voran und es wird immer dunkler, bis wir schließlich im stockdunkeln durch den Manning Provincial Park laufen, zum Glück ist der Mond recht hell, so das man den Weg wenigstens erahnen kann! Anne beisst die Zähne zusammen und so kommen wir gegen 22 Uhr am Auto an. Erschöpft aber froh nicht mehr im finstren Wald umherzulaufen fahren wir ins Resort und gönnen uns erstmal einen vegetarischen Burger und ein Bier. 😉 Der nächste Tag ist unglaublich heiß, so kommt es das wir zunächst am Lightning Lake schwimmen gehen und in der Sonne liegen, um dann auf dem Campground zu chillen. Die Rückfahrt über Hope (hier wurde Rambo I gedreht!) und Abbotsford, wo wir eine weitere Nacht im Motel verbringen, ist recht anstrengend. Insbesondere die Fahrt während der Rushhour mit dem Auto nach Downtown Vancouver ist abenteuerlich. Die Sehenswürdigkeiten sind schnell abgeklappert und der Rückflug verläuft ohne besondere Vorkommnisse.
Kanada ist definitiv ein Traum zum wandern, allerdings sollte man hier entweder in die noch relativ unbekannten Nationalparks wie Wells Gray fahren, oder Mehrtageswanderungen abseits des Highways aussuchen (dies ist aber häufig im Jasper und Banff nur schwer möglich). Ein Highlight für mich war definitv Glacier N.P. in den USA und Manning Park, aber auch Paradise Valley bei Lake Louise, Aylmer Lookout, Sunshine Meadows und Corey Pass Loop sind empfehlenswerte Wanderungen in den doch mittlerweile sehr überlaufenen bekannten Nationalparks von Kanada. Der Great Divide Trail würde mich dennoch reizen! 😉 Geheimtip ist auch das Kananaskis County in der Nähe von Canmore, hier kann man noch die ursprüngliche Wildnis dieses riesigen Landes erahnen. Leider hatten wir bezüglich unserer geplanten Wanderungen etwas Pech mit dem Wetter und der Logistik, aber wer weiß…vielleicht gibt es ein nächstes Mal. 🙂